Wie du deine Preise als Texter:in wirklich berechnest

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Sandra Huber

[Aktualisiert am 13. November 2022.]

Jede:r will von dem leben können,
was er beruflich macht, richtig?

Bzw. die Preise, die man für sich und sein Business festgelegt hat, ohne ein Infragestellen oder Handeln bezahlt bekommen.
Dahingehend sind alle, egal ob Texter:in, Architekt:in oder Mechaniker:in, gleich.

Der entscheidende Unterschied liegt im Bedürfnis nach deren Dienstleistung, des damit assoziierten DIY-Potenzials und der dadurch existenten Wertschätzung – oder eben nicht.

Was ich damit meine?
Ein kleiner Exkurs …

Ca. 90 % aller Deutschen können Schreiben – mindestens 50 % davon denken, sie können es selbst (zumindest für ihre Bedürfnisse) ausreichend gut.
Also wird fleißig selbst geschrieben – gelesen und verstanden werden wird es schon irgendwie können.
–> Kein Problem da, kein Bedürfnis.

Ein geschätzt nur einstelliger Prozentsatz aller Deutschen kann hingegen ein neues Getriebe für sein Auto einbauen, wenn dieses den Geist aufgegeben hat.
Hier wird lieber Profis vertraut, da man gar nicht wüsste, wo man bei der Problemlösung anfangen sollte.
–> Dieses Problem schafft ein Bedürfnis.
Und der Preis dafür? Nun ja, was die Werkstatt halt verlangt.

Dieser Sichtweise sehen sich tagtäglich all diejenigen gegenüber, die beruflich etwas tun, das vermeintlich viele können bzw. das vermeintlich leicht und schnell erlernbar ist:

  • Verkäufer (»pf, na klar«),
  • Friseur (»joa, einen Versuch ist es wert«),
  • Social-Media-Manager (»haha, dieses Instagram soll einfach meine Tochter machen, die sitzt sowieso den ganzen Tag vorm Handy«) …

Manchmal aber auch nicht:

  • Fotograf (»hm, vielleicht doch lieber jemand, der mit einer Spiegelreflex wirklich umgehen kann«)
  • Dachdecker (»ne, gehen wir lieber kein Risiko ein«),
  • Chirurg (»Gott bewahre, niemals«).

Das Bedürfnis für eine Dienstleistung entsteht also erst, sobald jemand denkt, er könne es nicht selbst oder nicht allein oder dass es andere zumindest besser können.
Und es entsteht, sobald jemandem die professionellere Variante die Problemlösung wert ist.

Texter:innen gehören dabei leider eher zur ersten Gruppe.
Aber weißt du was? …

… in dieser Einsicht liegt nicht die Lösung

Diese DIY-Mentalität und dieses „Wertschätzungs-Blabla“ ist das Problem der von außen Wahrnehmenden – was in diesem Leben wahrscheinlich nicht lösbar und auch im nächsten Leben nicht deine Zeit wert ist.

Also lasst uns uns um das kümmern, auf das wir tatsächlich einen Einfluss haben können:
Denn nur dein eigenes Selbstbewusstsein gegenüber deinem Beruf und das richtige Mindset haben einen entscheidenden Einfluss darauf, deine Hilfe auf dem Markt als Texter:in vertreten zu können.
Ganz besonders durch deine eigene Wertschätzung für das, was du beruflich machst, und wie du dich durch sie präsentierst.

Du musst dich also nicht um diejenigen kümmern, die deinen Beruf und deine angebotenen Dienstleistungen generell nicht wertschätzen.
Das wäre wie Perlen vor die Säue zu werfen.

Jemandem, der deine Arbeit generell nicht anerkennt, kannst du deine Dienstleistungen sogar für absolute Dumpingpreise anbieten und dennoch würde er sie nicht wertschätzen und dementsprechend auch nicht kaufen.

Noch mehr dazu, warum das so entscheidend ist und du sonst die falschen Kunden anziehst, erfährst du in diesem Artikel.
Und warum genau das mit deinem Selbstbewusstsein als Texter:in zusammenhängt, haben wir hier beschrieben.

Lass dich also nicht von Personen, die ohnehin nicht zu deinen Wunschkunden zählen, weil sie keine wertschätzenden Kunden wären, verunsichern.
In Bezug auf das, was du als Texter:in für deine Dienstleistungen verlangst oder verlangen willst, haben sie keinerlei Bedeutung.

Deine Ausgangssituation

Zurück zu deiner Preiskalkulation als Texter:in.

Du weißt, was dir Spaß macht, was du besser kannst als andere und welche Erfahrungen du damit bereits hast.

Du hast allerdings noch überhaupt keinen Plan, was du dafür verlangen kannst bzw. sollst (oder solltest?).
Vor allem, wenn du bereits Erfahrung mit den oben genannten Pappenheimern hast, die für deine Skills nur wenig bis gar nichts bezahlen würden.

Daneben weißt du aber auch, was du für dich selbst, für deinen eigenen Lebensunterhalt verdienen müsstest – willst aber mit zu hohen Preisen als Texter:in keine potenziellen Kunden vergraulen.
Bzw. traust dich auch vielleicht noch nicht, zu den Preisen, die du eigentlich festgelegt hast oder festlegen müsstest, selbstbewusst zu stehen und „Niedrigpreis-Kunden“ abzulehnen.

Du suchst ständig den optimalen Punkt zwischen Preisen, die deine Arbeit bezahlen, aber auch für den Kunden in Ordnung sind, oder?

Nun, das ist der falsche Ansatz.
Ganz besonders der Punkt „Preise als Texter:in finden, die auch für den Kunden in Ordnung sind“.

Hier kommt dein zuvor erwähntes Selbstbewusstsein und die Wertschätzung deiner beruflichen Betätigung ins Spiel:
Sobald sich dein Mindset auf einer gesunden, selbstliebenden und wertschätzenden Ebene befindet und du selbstbewusst zu deinen Leistungen stehst, kannst du nämlich exakt die Preise als Texter:in verlangen, die du haben willst. Und vor allem auch genau die Preise, die für dein Business nötig sind, um deine Selbstständigkeit langfristig aufrechterhalten zu können.

Nope, kein Traum oder Augenwischerei,
… die Realität.

Natürlich nur mit ein paar Voraussetzungen und Vorüberlegungen …

Richtige Preisfindung

Es ist ein immer wiederkehrender Schmerz.
Ein Schmerz, der dich ständig zweifeln lässt.

Aber mal ganz frei heraus:
Deine Preise als Texter:in sind kein Big Deal!

Und genauso frei heraus kannst du sie auch kommunizieren, sobald du sie festgelegt hast und selbstbewusst zu ihnen stehst.

Denn dein Stundensatz bzw. deine Wort- oder Paketpreise sind deine Existenzgrundlage!
Deine Preise als Texter:in bestimmst allein du – genauso wie auch nur DU dein Leben generell bestimmst.
Du hast sie fair kalkuliert und nicht einfach willkürlich aus dem Bauch heraus bestimmt.
Ein konstruktives Infragestellen gehört dazu, aber nicht, wenn der Anstoß von anderen kommt.

Okay, okay, ich weiß, du willst etwas Konkretes hören

Frag dich nicht als Erstes, wie viel du verlangen KANNST oder wie viel am Markt gerade gängig ist, sondern wie viel du verlangen WILLST bzw. MUSST.
(Die folgenden Angaben sind übrigens für deinen Start gedacht und dein Umsatzziel sollte für die langfristige Wirtschaftlichkeit deiner Selbstständigkeit kontinuierlich nach oben erweitert werden.)

Ganz konkret kannst du deine Kalkulation von hinten aufrollen:

1. Kosten

Welche fixen Kosten hast du persönlich und wie viel willst bzw. musst du verdienen?
Beispiel: Du hast fixe Kosten von monatlich 1.500 € und brauchst weitere 1.000 € für deine Freizeit, Weiterbildung, Urlaube etc.

2. Umsatzziel

Dementsprechend solltest du ein Umsatzziel von mindestens einem Drittel mehr, also ca. 3.500 € haben, da davon noch Steuern, Versicherungen, Ausgaben für dein Business, Investitionen, Rücklagen etc. abgehen.

3. Stundensatz

Um dort hinzukommen, solltest du optimalerweise einen internen Stundensatz von ca. 80 € anpeilen.

Falls dir das jetzt zu hoch erscheint:
Für alles unter 60 € brauchst du als Selbstständiger gar nicht erst anfangen, dann arbeitest du nämlich zum Teil umsonst.
(Je nach Ausbildung, Erfahrung und Spezialisierung/Skills solltest du diesen Satz selbstverständlich nach oben hin anpassen.)

Wenn du deinen Stundensatz berechnest, darfst du übrigens nicht vergessen, dass du natürlich auch die Zeit für Marketing, Akquise, Krankheit und Urlaub berücksichtigen musst!
Stichwort effektive vs. verkaufbare Stunden.

Effektiv kannst du also im Durchschnitt nur 15 Stunden an deine Kunden verkaufen, (wenn du nicht im Burnout enden willst.)
(Bei 60 € Stundenlohn wären das 3.600 € im Monat – wie du erkennen kannst, macht meine Kalkulation Sinn. 😉 )
Schöner Nebeneffekt: Die für deine Kunden verfügbaren Stunden erscheinen umso kostbarer, wodurch du diese automatisch sehr sorgfältig auswählst.

4. Paketpreise

Auf Basis deines internen Stundensatzes multipliziert mit den Stunden, die du für eine bestimmte Dienstleistung benötigst, kannst du nun Paketpreise festlegen.
Wenn du bspw. im Durchschnitt 3 Stunden für die Erstellung eines Blogartikels brauchst und einen internen Stundensatz von 80 € hast, darf der Preis für einen Blogartikel nicht unter 240 € liegen.
(Denn sonst arbeitest du auf dem Markt unwirtschaftlich und kannst deine Selbstständigkeit nicht lange aufrechterhalten.)

5. Margen

Natürlich sollte der Preis für deine Dienstleistungen nicht ausschließlich auf Basis deines Stundenlohns festgelegt werden.
Denn so würdest du immer nur deine Zeit gegen Geld verkaufen und deine (selbstverständlich kontinuierlich steigende) Expertise, die Komplexität bestimmter Problemlösungen und auch die faktische Nutzung deiner kreativen Werke unberücksichtigt lassen.
Was jedoch einen enormen Anteil an unserer „Vergütung“ als kreative Dienstleister ausmacht!

Von daher: Mach dir neben dem Preis, den du für deine Dienstleistung zum Überleben benötigst, auch Gedanken um Zusätze, die den Wert deiner Dienstleistungen ausdrücken.
Sprich, inwiefern deine Expertise die Dienstleistung besonders macht, in welcher Form sie zu einer ganzheitlichen Lösung beiträgt und in welchem Ausmaß deine Texte vom Kunden genutzt werden sollen.

Dementsprechend ist bspw. ein Text von einem langjährigen Experten gerechtfertigt teurer als von jemandem, der sich erst ausprobiert.
Ebenso ist ein Text, der sowohl als Blogartikel als auch als Freebie und in Teilen als Website-Text genutzt werden soll, teurer als ein designierter Text für einen Social-Media-Post.

Damit diese Preise auch gerechtfertigt sind und du sie selbstbewusst vertreten kannst, ist u. a. deine Einstellung dazu entscheidend:

6. Mindset

Du meinst, dass diese Kalkulation völlig utopisch ist?
Bzw. dass bestimmt keiner bereit ist, dir diese Preise zu bezahlen?

Nun, Feilscher und Pfennigfuchser wird es, wie gesagt, immer geben. Genauso wie diejenigen, die dich für deine Kalkulation vielleicht belächeln.
Aber das sind auch nicht die Kunden, für die du arbeiten willst.

Es wird immer potenzielle Interessenten geben, die deine Arbeit nicht wertschätzen und dementsprechend auch nicht deine Preise als Texter:in bezahlen wollen.
Aber dann brauchen sie dich auch nicht wirklich — verschwende mit ihnen nicht deine Zeit.

7. Arbeitszeit

Apropos Zeit: Du verkaufst nicht deine Arbeitszeit, sondern Endergebnisse bzw. Lösungen für deine Kunden.

Das heißt, deine Kunden müssen gar nicht wissen, wie lang du für eine Dienstleistung brauchst. Das ist für sie auch nicht wichtig, da nur das Endergebnis zählt, das du ihnen lieferst.

Und ihnen direkt auf die Nase binden, dass sie natürlich auch zu 50 % den Erhalt deiner Selbstständigkeit und nicht nur die Leistung an sich bezahlen, musst du auch nicht. Das ist zwar eigentlich selbstverständlich, jedoch für Nicht-Selbstständige oft nicht nachvollziehbar.

Aber das ist nicht dein Problem.
Wie lang du für einen Auftrag brauchst, ist komplett deine Sache – genauso wie du auch frei auswählen kannst, wo und wie du den Auftrag erledigst.

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Fazit

Die Preiskalkulation als Texter:in ist zwar keine Raketenwissenschaft, darf aber auf keinen Fall willkürlich erfolgen.
Ja, du bist derjenige, der deine Preise festlegt – aber sie müssen auch eine Grundlage und Rechtfertigung haben.

Um höhere Preise als die auf dem Markt leider oft vertretenen Low-Budget- oder Dumpingpreise aufrufen zu können, musst du dich also zunächst darum kümmern, dass sie tatsächlich gerechtfertigt sind.

Und das erreichst du mit einer Positionierung als Expertentexter:in in einem bestimmten Bereich aka Nische.

Verkauf dich nicht unter Wert, aber kümmer dich auch um die Schaffung dieses Werts sowie um dessen Rechtfertigung und Aufrechterhaltung.
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